Karin-Maria Hoffmann

Am 8. Juni fand die ursprünglich für Dezember geplante und dann pandemiebedingt verschobene Tagung des vpsg und der PIBB zur Ambulanten Komplexbehandlung unter sehr guter Beteiligung und mit hochkarätigen Podiumsteilnehmer*innen in Berlin Mitte statt. Das multiprofessionelle Netz der PIBB war mit zahlreichen Teilnehmer*innen vertreten.

Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende des vpsg und Geschäftsführerin der PIBB Frau Alicia Navarro Ureña und einem Grußwort des Berliner Staatssekretärs für Gesundheit und Pflege Dr. Thomas Götz hielt Dr. Michael Krebs (Geschäftsführer der PIBB) den Eingangsvortrag. Darin verwies er zunächst auf die noch immer (auch im somatischen Bereich) unzureichende Gesundheitsversorgung von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen und berichtete dann von den langjährigen positiven Erfahrungen im multiprofessionellen Netz der PIBB im Zusammenhang integrierter Versorgungsverträge. Anschließend stellte Dr. Julian Dilling (Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung) die wichtigsten Ziele und Inhalte der neuen Versorgungsform vor. Wie zu erwarten gab es aus dem Auditorium zahlreiche und teilweise auch kritische Nachfragen.

Der zweite Teil startete mit einer Podiumsdiskussion. Auf dem Podium vertreten waren neben den Vertreter*innen der Berufsverbände und der psychiatrischen, psychotherapeutischen und psychosozialen Versorgung auch ein Vertreter der Selbsthilfe. Im einzelnen diskutierten lebhaft und teilweise auch kontrovers unter der Moderation von Matthias Rosemann (Träger gGmbH) und Dr. Karin-Maria Hoffmann (PIBB)

  • Dr. Sabine Köhler – BVDN
  • Eva-Maria Schweitzer-Köhn – Psychotherapeutenkammer Berlin
  • Dr. Bernhard Gibis – KBV
  • Alicia Navarro Ureña – vpsg
  • Dr. Thomas Floeth – NiG Pinel
  • Dr. Bettina Wilms – Carl von Basedow Klinikum
  • Sylvia Matthes – Pflegedienst Prenzlau
  • Uwe Wegener – Bipolaris Selbasthilfeverienigung Depression – Manie in Berlin-Brandenburg

Aus dem Auditorium wurden anschließend weitere Fragen zur Koordination der Komplexbehandlung sowie zum Einsatz der psychiatrischen Pflege und der Soziotherapie bei einem deutlich steigenden Fachkräftemangel aufgeworfen.

Die PIBB hat mit dieser Tagung die Signale für einen erfogreichen Start der ambulanten Komplexbehandlung auf „Freie Fahrt voraus“ gestellt.

Einen ausführlichen Tagungsbericht mit weiterführenden Informationen zur KSV Psych-Richtlinie finden Sie hier im Artikel von Dr. N. Mönter u.a. im NeuroTransmitter 2022; 33 (7-8); 26-30 © Springer Medizin 2022, mit freundlicher Genehmigung. Eine kommerzielle Nutzung sowie eine Weitergabe an Dritte ist nicht zulässig.

Darüber hinaus empfehlen wir ein interessantes Interview zum Thema mit den beiden Geschäftsführern der PIBB Alicia Navarro Ureña und Dr. Michael Krebs im KV Blatt Berlin 4, 2022.

GUT VERNETZT – Wie gelingt mit einer berufsübergreifenden Vernetzung, koordinierten und strukturierten Behandlung eine bessere Versorgung psychisch kranker Menschen? Für unsere Tagung nehmen wir nun optimistisch den 2. Anlauf, nachdem wir sie im letzten Jahr pandemiebedingt absagen mussten. Sie wird nun am Mittwoch, 8. Juni ab 14.00 Uhr stattfinden. Das Programm ist weitgehend unverändert. Nach zwei kurzen einführenden Vorträgen von Dr. Julian Dilling (Spitzenverband der gesetzl. Krankenversicherung) und Dr. Michael Krebs (PIBB) findet eine Podiumsdiskussion mit ausgewiesenen Expert*innen statt. Zugesagt haben:

Dr. Bernhard Gibis (Kassenärztliche Bundesvereinigung)
Dr. Thomas Floeth (Geschäftsführung Netzwerk Pinel)
Alicia Navarro Ureña (VPSG Vorstand)
Dr. med. Sabine Köhler (Bundesvorsitzende des Berufsverbands Deutscher Nervenärzte)
Eva-Maria Schweitzer-Köhn (Präsidentin Psychotherapeutenkammer Berlin)
Dr. Bettina Wilms (Chefärztin im Carl von Basedow Klinikum Saalekreis)
Uwe Wegener (Bipolaris Manie & Depression Selbsthilfevereinigung Berlin-Brandenburg e.V.)

Termin: Mittwoch, 8. Juni 2022 14.00 Uhr

Ort: Haus der Ernährungs- und Landwirtschaft, Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin

Anmeldung: https://eveeno.com/gutvernetzt

Wir verurteilen den völkerrechtswidrigen Krieg von Putins Russland gegen die Ukraine und fordern eine sofortige Einstellung aller russischen Angriffshandlungen und die Aufnahme von Friedensverhandlungen unter Beachtung der Souveränität und der Freiheit der Ukraine. Mit Empörung und Entsetzen haben wir beobachten müssen, wie auch die Zivilbevölkerung immer stärker unter den massiven Angriffen der russischen Streitkräfte leidet.

Als Ärzte, Psychotherapeuten und therapeutisch Tätige in der psychiatrischen Versorgung wissen wir, dass derartige existentielle Bedrohungen zusätzlich zu den allgemeinen Belastungen auch zu schweren psychischen Beeinträchtigungen und Traumatisierungen bei den betroffenen Menschen führen können und dass auch nach dem Ende direkter Kriegshandlungen dauerhafte Beeinträchtigungen und Folgeerkrankungen auftreten können. Wir kennen aus dem beruflichen Alltag die psychischen Folgen erfahrener Kriegstraumatisierungen, von Flucht und Entwurzelung. Auch vor diesem Hintergrund, aber gleichermaßen als friedliebende Europäer appellieren wir an die Bevölkerung und die Regierung Russlands, die Kampfhandlungen unverzüglich einzustellen und die Souveränität der Ukraine zu achten.

Unter diesem Titel sollte am 1. Dezember von 15.00-18.00 Uhr in Berlin Mitte eine Veranstaltung des Vereins für Psychiatrie und seelische Gesundheit (vpsg) in Kooperation mit der PIBB zur neuen Richtlinie zur koordinierten und strukturierten Behandlung von Menschen mit komplexem Behandlungsbedarf (KSVPsych-RL) stattfinden, die jetzt pandemiebedingt abgesagt wurde. Unter dem Stichwort Ambulante Komplexbehandlung wird ja dazu bereits seit längerem eine Diskussion in Fachkreisen geführt.

Nach zwei kurzen einführenden Vorträgen von Dr. Julian Dilling (Spitzenverband der gesetzl. Krankenversicherung) und Dr. Michael Krebs (PIBB) findet eine Podiumsdiskussion mit ausgewiesenen Expert*innen statt. Zugesagt haben:

  • Dr. Bernhard Gibis (Kassenärztliche Bundesvereinigung)
  • Dr. Thomas Floeth (Geschäftsführung Netzwerk Pinel)
  • Alicia Navarro Ureña (VPSG Vorstand)
  • Dr. med. Christa Roth-Sackenheim (Vorsitzende Berufsverband Deutscher Psychiater)
  • Eva-Maria Schweitzer-Köhn (Präsidentin Psychotherapeutenkammer Berlin)
  • Dr. Bettina Wilms (Chefärztin im Carl von Basedow Klinikum Saalekreis)
  • Uwe Wegener (Bipolaris Manie & Depression Selbsthilfevereinigung Berlin-Brandenburg e.V.)

Voraussichtlicher neuer Termin: März 2022

Anfang Septemeber hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) die Erstfassung einer neuen Richtlinie zur Versorgung von Patient*innen mit kompexem Behandlungsbedarf vorgelegt und verabschiedet. Die Behandlung nach dieser Richtlinie wird voraussichtlich MItte nächsten Jahres neue Regelleistung der gesetzlichen Krankenversicherung.

Patient*innen mit ärztlich diagnostizierten psychischen Erkrankungen, die deutliche Beeinträchtigungen in verschiedenen Lebensbereichen aufweisen und für eine adäquaten Versorgung unterschiedliche Behandler*innen (z. B. Psychiater*in, Psychotherapeut*in) oder Therapeut*innen (z. B. Ergo- und Soziotherapeut*innen, psychiatrische Plfegekräfte) in Anspruch nehmen, sollen dann in einem Netz versorgt werden und eine strukturierte und koordinierte Behandlung mit einem gemeinsamen Behandlungsplan erfahren. Gemeinsame Fallbesprechungen der verschiedenen Behandler*innen sind fester Bestandteil der Behandlung.

Nun erfolgt noch eine Prüfung durch das Bundesministerium für Gesundheit. Viele Fragen, u. a. auch die Vergütung sind bislang aber noch völlig offen.

Die PIBB begrüßt die Verabschiedung der Richtlinie und konnte als stellungnahmeberechtigte Institution ihre langjährigen Erfahrungen mit der sog. ambulanten Komplexbehandlung einbringen. Sie weist außerdem darauf hin, dass in ihrem multiprofessinellem Netz wesentliche Elemente der neuen Behandlungsform (z. B. gemeinsame Fallbesprechungen) schon seit vielen Jahren erfolgreich zum Nutzen der Patient*innen praktiziert werden.

Die AOK Nordost hat den vor 10 Jahren vereinbarten Vertrag zur integrierten Versorgung psychisch kranker Menschen zum 30.9.2021 gekündigt.

Die PIBB bedauert die Kündigung außerordentlich und weist darauf hin, dass in den letzten 3 Jahren mit Hilfe entsprechender Steuerungsmaßnahmen der PIBB bereits erhebliche Einsparungen erfolgt sind. Tatsächlich gibt es aber eine gewisse Anzahl psychisch kranker Menschen, die eine Unterstützung durch die psychiatrische Pflege oder die Soziotherapie dauerhaft benötigen, um ein selbstständiges Leben außerhalb der Klinik gestalten zu können. Insofern habe die Integrierte Versorgung auch mit Blick auf die Regelversorgung gezeigt, dass hier ein entsprechender Bedarf gegeben ist und zukünftig auch berücksichtigt werden muss.

Auch während der nun schon über ein Jahr andauernden Pandemie haben die engagierten Fachärzt*innen, psychiatrischen Pflegedienste und Soziotherapeut*innen in Kooperation mit den beteiligten Krankenkassen im PIBB-Netz alles getan, um die Angebote für die Patient*innen aufrecht zu erhalten:

  • Die ärztlichen Sprechstunden wurden fortgeführt und teilweise als Videosprechstunden realisiert.
  • Die psychiatrischen Pflegedienste und Soziotherapeut*innen verlegten ihre aufsuchende Tätigkeit immer da, wo es möglich war, ins Freie (z. B. bei Spaziergängen) oder hielten den Kontakt zu den Patient*innen über Telefon aufrecht. 
  • Mit der AOK und der BKK-VBU wurden Vereinbarungen getroffen, dass anstelle von persönlichen Kontakten auch Video- und Telefonkontakte angeboten werden konnten und honoriert wurden.

Einzelne Fachärzt*innen des PIBB-Netzes sind außerdem seit einigen Wochen dabei, ihre Patient*innen in der Praxis gegen COVID19 zu impfen, um für alle ein möglichst niedrigschwelliges Impfangebot bereit zu stellen.  

Die PIBB bedankt sich bei allen engagierten Netzteilnehmer*innen und Kooperationspartner*innen!

Seit mehr als einem Jahr erarbeitet und berät der gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) über die Erstfassung einer Richtlinie zum § 92 Abs. 6b SGB V  zur ambulanten Komplexbehandlung. Dabei geht es um die berufsgruppenübergreifende und koordinierte Versorgung insbesondere schwer psychisch kranker Menschen mit komplexem psychiatrischen oder psychotherapeutischen Behandlungsbedarf.

Die PIBB gehört zu den stellungnahmeberechtigten Institutionen und hat fristgemäß am 26. Januar ihre Stellungnahme zu dem Beschlussentwurf der Richtlinie abgegeben. Sie kann sich dabei auf langjährige Erfahrungen der integrierten Versorgung in einem multiprofessionellen Netz aus Fachärzt*innen für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychotherapeut*innen, Soziotherapeut*innen, psychiatrischen Pflegekräften und Ergotherapeut*innen stützen.

Aus Sicht der PIBB ist es besonders wichtig, bei der Behandlungsplanung und Koordination für diese Patientengruppe mit schweren psychischen Störungen ggf. auch rechtskreisübergreifend Maßnahmen und Dienste außerhalb des Wirkungskreises SGB V  einzubeziehen.

Im Juli 2014 ist das Netz der PIBB als erstes Psychiatrie-Praxisnetz durch die KV Berlin anerkannt worden. Nach der Richtlinie der KV Berlin ist vorgesehen, dass nach einem  Zeitraum  von 5 Jahren erneut spezifische  Strukturvorgaben, Versorgungsziele und Kriterien  nachzuweisen sind.

Nun kam am 20. Juli 2020 der erfreuliche Bescheid der KV Berlin: Das Praxisnetzt wird weiterhin nach der geltenden Richtlinie anerkannt und die Rezertifizierung  ist erfolgt.

Die Geschäftsführung und das Team der PIBB freuen sich über diese gute Nachricht. Damit ist gleichzeitig auch die Möglichkeit gegeben, für das kommende Jahr 2021 eine erneute Projektförderung zur ambulanten psychiatrischen Komplexbehandlung zu beantragen.

Seit Anfang Juni 2020 hat Frau Dr. Karin-Maria Hoffmann die Leitung der Geschäftstelle der PIBB übernommen.  Sie ist bereits seit 2008 im Rahmen des externen Qualitätsmanagements für die PIBB tätig und daher den beteiligten Akteur*innen und Kooperationspartner*innen der Integrierten Versorgung bekannt. Nun ist sie außerdem für die Bereiche Management und Projektentwicklung verantwortlich.